BH als Airbag gegen Gewalt

Büstenhalter für Rumänien

BH

Gewalt gegen Frauen im Internet

Wenn von „Gewalt gegen Frauen“ die Rede ist, dann denken viele vorerst an „häusliche Gewalt“, „Vergewaltigungen“, „Körperverletzungen“ und ähnliches. Oft ist es die physische Form der Gewalt, die wir allgemein mit dem Begriff „Gewalt“ verbinden. Vielleicht hat dies damit zutun, dass physische Gewaltanwendung, vor allem aber deren Konsequenzen, leichter erkennbar und sichtbar sind als bei der psychischen Gewalt. So sind blaue Flecken oder Schrammen beispielsweise ein deutliches Indiz körperlicher Verletzung. Wenn jemand jedoch bedroht, beleidigt, belästigt oder eingeschüchtert wurde, trägt diese Person keine äusserlichen Verletzungen davon. Der Schaden, der damit angerichtet wurde, ist nicht auf Anhieb sichtbar – was aber nicht bedeutet, dass dieser weniger schwerwiegend ist!

woman-865111_960_720Mit dem Aufkommen und der raschen Ausbreitung des Internets in fast sämtliche soziale Bereiche wurde auch eine Plattform für solch psychische Gewalt geschaffen.Ein grosser Teil menschlicher Interaktion findet inzwischen online statt. Bestes Beispiel dafür sind wohl soziale Netzwerkseiten wie beispielsweise Twitter oder Facebook, die praktisch die ganze Welt vernetzen. Aber auch zum Beispiel bei online-Spielen, online-Dating, beim Betreiben von Blogs oder dem Hinterlassen von (Leser-)Kommentaren exponiert man sich im Internet und wird somit zur potenziellen Angriffsfläche für Beleidigungen, die bis hin zu ernsthaften Drohungen gehen können. Viele Leute scheinen sich im Internet einiges mehr zu getrauen, da die Kommunikation online niemals so direkt und je nach Wunsch anonym  sein kann. Die Hemmschwelle, andere zu belästigen oder zu beleidigen sinkt somit. 40% aller befragten Internetnutzer haben laut einer im Jahr 2014 durchgeführten, amerikanischen Studie bereits Erfahrungen mit online-Belästigung gemacht. Ein Grossteil davon passiert auf sozialen Netzwerkseiten.

Es hat sich ausserdem gezeigt, dass nicht alle in gleicher Weise von Gewalt im Internet betroffen sind – Frauen sind überdurchschnittlich oft Opfer von online Belästigung. Dabei handelt es sich vor allem um Frauen, die sich mit einer Meinung im Internet oder sonst in der Öffentlichkeit präsentieren. Gerade Frauen, die sich explizit für Themen der Geleichberechtigung und Emanzipation äussern, werden oft auf eine sexistische Art verbal angegriffen. In einem Beitrag im Magazin Neon sagt Susanne Klinger dazu: „Das Medium des 21. Jahrhunderts reproduziert das Geschlechterverhältnis des 18. Jahrhunderts“, und beschreibt diesen Zustand als „Sexismus 2.0“ (in Bezugnahme auf das Web 2.0 und das Internet).  In dem Artikel geht sie auf die Ungleichheit männlicher und weiblicher Internetnutzer ein und darauf, dass sich viele Frauen, die online oder in anderen Medien zu ernsten Themen Stellung nehmen, im Netz mit sexistischen Kommentaren und teilweise heftigen Beleidigungen und Drohungen rumschlagen müssen. Solche Kommentare, die in der offline-Welt einfach verklingen würden,  bleiben dann normalerweise für immer irgendwo im Internet, welches ja bekanntlich nie vergisst. Aber auch Frauen, die nicht öffentlich ihre Meinung kundtun, und vielleicht lediglich ein Profil auf einem sozialen Netzwerk haben, werden nicht verschont. Von den unterschiedlichen Formen von online-Belästigung sind Frauen überdurchschnittlich oft von sexuellen Belästigungen und Stalking betroffen, während junge Frauen einen Grossteil davon ausmachen.

Natürlich ist man aber nicht vor psychischer Gewalt geschützt, wenn man sich vom Internet verhält. Auch wenn die Hemmschwelle in der (offline) Realität etwas höher sein mag, kommt moldawien_mai15-711beispielsweise in Partnerschaften immer wieder psychische Gewaltanwendung vor. Europaweit hat über ein Drittel der Frauen in einer intimen Partnerschaft oder Ex-Partnerschaft Erfahrungen mit psychischer Gewalt irgendeiner Art gemacht. Besonders schlimm sind die Verhältnisse in Ländern, in denen Frauen ohnehin schon benachteiligt sind, wie beispielsweise in Rumänien. Denn unter solchen Umständen ist es für Frauen  viel schwieriger Konsequenzen zu ziehen. Deshalb hat ora international in der rumänischen Stadt Gheorgheni das Frauenhaus errichtet, wo Frauen, die zuhause physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind, Zuflucht finden können. Mit der Kampagne „BH als Airbag gegen Gewalt“ werden diese Frauen unterstützt. Mit dem Weiterverkauf der von Ihnen gespendeten BHs erhalten sie ein kleines Einkommen, welches ihnen hilft, sich langsam wieder eine Zukunft aufzubauen.

Wenn auch Sie mithelfen möchten und einen nicht mehr gebrauchten BH zuhause haben, können Sie diesen an einer unserer diversen Abgabestellen vorbeibringen oder ihn uns per Post schicken. Falls Sie die Kampagne mit einem finanziellen Beitrag unterstützen möchten, freuen wir uns sehr über ihre Spende mit dem Vermerk „BH gegen Gewalt“ auf die Kontonummer 30-19969-6.

 

Interessante Links dazu:

Neon: Meine Meinung: Sexismus 2.0

FRA: Gewalt gegen Frauen: Sie passiert täglich und in allen Kontexten

WAM! – Women, Action, and the Media

Watson: Ein gut organisierter Mob droht Frauen im Netz

 

Bildquelle:

Pixabay

 

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