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Situation der Frauen in Rumänien, Teil II: Prostitution und Menschenhandel

Im Oktober 2017 publizierte die englische Zeitung „The Guardian“ einen Bericht über rumänische Frauen und Männer, die in der italienischen Provinz Ragusa auf Gemüseplantagen arbeiten. Die Arbeitsbedingungen seien katastrophal, so mussten die Frauen sexuelle Ausbeutung über sich ergehen lassen, um ihren Job nicht zu verlieren. Eine betroffene Frau berichtet, dass sie ihren Lohn an ihre Kinder in Rumänien schickt und so sicherstellt, dass diese nicht in Armut leben müssen. Deswegen sei sie gezwungen, diese Umstände zu akzeptieren. Dies ist kein Einzelfall: Die Armut in Rumänien treibt viele Frauen dazu, ihr Glück in einem anderen Land zu versuchen. Dort erwartet sie in vielen Fällen alles andere als ein einfacheres Leben.

Welche Möglichkeiten haben arme und schlecht gebildetete Frauen, ein Einkommen zu generieren, wenn sie niemand einstellen will und staatliche Hilfe fehlt? Eben zitierter Artikel zeigt auf, dass für viele Rumänen und Rumäninnen nur die Auswanderung und das Arbeiten unter schrecklichsten Bedingungen bleibt. Eine weitere Einnahmequelle, die in vielen Fällen Ausbeutung mit sich zieht, ist die Prostitution. Offizielle Zahlen und Statistiken fehlen, unter anderem weil die Erfassung dieses Gewerbes sehr schwierig ist. Allerdings sind zahlreiche Artikel auffindbar, die das Problem schildern: Rumänische Prostituierte arbeiten häufig in Westeuropa, auch die Schweiz verweist auf einen Grossteil von Sexarbeiterinnen aus dem osteuropäischen Land. Viele schicken das eingenommene Geld nach Hause, um ihre Familie ernähren zu können und kehren nach getaner Arbeit wieder nach Rumänien zurück. Diese Art, Geld zu verdienen, ist oftmals der letzte Ausweg. Weitere traurige Schicksale sind jene, die mit Menschenhandel zusammenhängen: Laut einem Bericht von Europol 2016 stammen die meisten Opfer von Menschenhandel in Europa aus Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Im April 2014 wurde gar ein Ring aus Menschenhändlern aus Italien und Rumänien aufgedeckt, die ihre Opfer aus Rumänien nach Italien verschleppten und dort zur Prostitution zwangen. Eine derartige „Rekrutierung“ kann laut Aktivistin Iana Matei folgendermassen ablaufen: Viele von ihrer Familie vernachlässigte junge Frauen sehnen sich nach Liebe und treffen auf einen Freund. Dieser Freund würde sich aber nach einigen Monaten als Menschenhändler entpuppen, der seine Freundin in ein westeuropäisches Land chauffiert und dort an Freier oder Zuhälter verkauft. Das Eidgenössische Departement für auswertige Angelegenheiten kommt auf die gleiche Schlussfolgerung: Mit falschen Versprechungen, Nötigung, Drohungen und Gewalt fallen Frauen und Männer in die Hände von Menschenhändlern. Weiter sei die Schweiz als Transit- und Zielland auch von Menschenhandel betroffen und müsse demnach dagegen vorgehen. Da sich Menschenhandel im Verborgenen abspielt und viele Opfer nicht wissen, wie sie sich Gehör verschaffen, ist das genaue Ausmass von Menschenhandel unbekannt.

Ungleichheit der Geschlechter ist in den meisten Staaten nach wie vor ein Problem, das aus der Welt geschaffen werden muss. In Rumänien wird anhand verschiedener Kennzahlen und Geschichten klar, dass Frauen in verschiedenen Lebensbereichen Nachteile erfahren. Es braucht dringend mehr Institutionen mit grösserer Reichweite, die einerseits Diskriminierung und Ungleichheit abschaffen und andererseits Frauen Perspektiven aufzeigen können, um nicht Arbeiten anzunehmen, die sie nicht wollen. ora international möchte mit dem BH-Projekt Frauen Perspektiven aufzeigen: Es muss nicht sein, dass man zu Arbeit gezwungen wird, die man nicht tun will.

 

Quellen:

FIZ : https://www.fiz-info.ch/de/Themen/Sexarbeit

Artikel UNICEF über Iana Matei : https://www.unicef.de/informieren/projekte/reisetagebuch/tarneden-rumaenien/-/tag4-prostitution-bukarest/40624

Artikel Blick: https://www.blick.ch/news/schweiz/prostituierten-boom-in-schweizer-puffs-regieren-frauen-id3933757.html

Artikel The Guardian: https://www.theguardian.com/global-development/2017/oct/31/terrible-conditions-police-uncover-abuse-and-exploitation-on-farms-in-sicily

Europol: https://ec.europa.eu/anti-trafficking/sites/antitrafficking/files/situational_report_trafficking_in_human_beings-_europol.pdf

EDA : https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/aussenpolitik/menschenrechte-menschliche-sicherheit/migration/menschenhandel.html

 

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